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Eine gemeinsame Reise – Interview mit Professor Ralf Simon

Prof. Dr. Ralf Simon begleitet die „Grenzenlose Energieregion“ fachlich. Er verfügt über viel Erfahrung bei der Umsetzung von regionalen Energieprojekten und vereint verschiedene Blickwinkel. Er ist Professor für Energie-, Klima- und Kältetechnik sowie Thermodynamik an der TH Bingen sowie Energiebeirat des Landes Rheinland-Pfalz. Ein Gespräch.


Herr Prof. Dr. Simon, was begeistert Sie an dem Projekt?
Erneuerbare Energien sowie regionale Lösungen faszinieren mich. Drei Aspekte sind zentral. Zum einen die Garantie von günstigen Strompreisen für die Menschen vor Ort. Hinzu kommt: Versorgungssicherheit. Die Sonne schickt uns keine Rechnung und unterliegt keiner Inflation. Niemand kann sie abdrehen; sie steht uns immer zur Verfügung. Unabhängigkeit wird in diesen Zeiten immer wichtiger. Zum anderen liegt mir der Einsatz für den Klimaschutz und saubere Luft am Herzen. Durch den Verzicht auf fossile Energieträger lösen wir uns von einem kurzsichtigen Denken – und engagieren uns für zukünftige Generationen. Was dieses Projekt außergewöhnlich macht, ist die grenzüberschreitende Perspektive. Als ich meine ersten Kontakte mit den Bürgermeistern hatte, haben sie gesagt: „Wir sind durch den Fluss getrennt, aber es gibt eine Brücke.“ Auch die Energieregion baut Brücken. Und das bei einer zentralen Zukunftsfrage!

Wie kann die Energieregion gestaltet werden?
Photovoltaik wird eine große Rolle spielen. Hier sind konkrete Schritte geplant. Da nachts keine Sonne scheint, ist ein Mix verschiedener Energieformen wichtig. Dann müssen andere Lösungen und leistungsfähige Speicher greifen. Ich könnte mir vorstellen, dass z. B. die Wasserkraft an der Sauer eine Rolle spielen kann. Unser Ziel ist ein Virtuelles Kraftwerk.

Was ist das genau?
Dahinter verbirgt sich ein intelligentes Strommanagement – mit IT-Lösungen. Ein Virtuelles Kraftwerk bündelt mehrere, dezentrale Stromerzeuger. Zusammen bilden sie quasi ein Kraftwerk. Die Anlagen werden über leistungsfähige Kommunikationstechnologien miteinander verbunden. Eine Steuerungseinheit nutzt Echtzeitdaten und Prognosen zur Analyse des aktuellen Strombedarfs. Sie kann die Anlagen so miteinander vernetzen, dass sie ihn stets effizient und flexibel decken können. Auch der perfekte, kostengünstigste Zeitpunkt wird kalkuliert.

Sie haben bereits ähnliche Initiativen begleitet. Was ist beim Aufbau besonders wichtig?
Zum Start der Energieregion müssen wir eine kritische Masse an größeren Stromerzeugern erreichen. Später können auch kleine, private Anlagen eingebunden werden. Hier ergeben sich sicher interessante Möglichkeiten! Wichtig ist: Wir sind auf einer gemeinsamen Reise. Es ist eine komplett neue Art Energie zu denken. Und Neues braucht seine Zeit. Aber was könnte spannender sein, als so einen Umbruch aktiv mitzugestalten? Ich habe mich sehr über den großen Zuspruch der Bevölkerung bei der Auftaktveranstaltung gefreut. Ein starkes Signal! Eine Energieregion braucht diesen Rückhalt. Er ist die Basis dafür, dass das Projekt bei Investoren und staatlichen Akteuren als bedeutend wahrgenommen wird. Umso mehr lässt sich erreichen –und desto mehr Türen öffnen sich.